Es sind nun 2 Tage um seit ich in Quito ankam – und es waren mit die anstrengendsten meines Lebens. Es kommt einfach so viel zusammen: die Reise mit über 15 Stunden Flug und Ankunft gegen Mitternacht tut schon mal einen Teil, dann die neue Umgebung in einem fremden Haus, die Stadt mit ihrem Trubel (ihr wisst ja vielleicht, dass ich Städte jeglicher Art eigentlich hasse), viele neue Leute und Begegnungen (soziale Kontakte kosten mich auch immer viel Kraft) und dann noch die Schwierigkeiten mit der Sprache. Wenn mir jemand eine Umgebung kreieren sollte, in der ich mich am unwohlsten fühlte, käme dies dem maximal möglichen schon recht nahe. Es ist unglaublich anstrengend und der erste Tag brachte mich schon fast zur Verzweiflung.
Aber da muss ich durch, wenn ich mir Spanisch erarbeiten
will. Anders geht es nicht. Wenn mir diese Tage eines gelehrt haben, dann dass
man eine Sprache nicht theoretisch lernen kann. Eigentlich läuft es sogar ganz
gut, alle sagen dass ich wirklich gut spreche, aber leider bin ich
Perfektionist (was mir im Leben schon viele Probleme verursacht hat – kaum ein
Charakterzug macht unglücklicher als dieser). Dazu kommt noch, dass ich
zusammen mit einem anderen Deutschen wohne, der schon deutlich besser spricht,
was es für mich noch schwerer macht.
Dennoch, wie meine Lehrerin sagt, was ich durchmache sei
völlig normal für die ersten Tage oder sogar Wochen. Dafür dass ich vorher nie
wirklich spanisch gesprochen oder auch nur gehört habe, läuft es eigentlich
recht gut. Wir unterhalten uns inzwischen sowohl im Präsens als auch in
einer der Vergangenheiten (Indefinido). Aber es erfordert höchste Konzentration
über Stunden hinweg.
Gestern war ich ein wenig in Quito spazieren. Auffällig ist,
dass es einigermaßen hügelig ist – nicht ganz einfach wenn man auf 2800m über Meereshöhe
einen längeren Anstieg hinlegen muss. Ferner ist es nicht wirklich sauber –
zwar auch nicht total verdreckt, aber obwohl ich in einem recht guten und neuen
Viertel lebe (barrio florestal) ist es für deutsche Verhältnisse schon etwas
heruntergekommen. Und dann ist da der Verkehr: wenn es richtig voll wird auf
den Straßen (habe aber noch keinen Stau gesehen) haben es Fußgänger schwer: Autos
haben hier grundsätzlich immer und bedingungslos Vorfahrt! Es gibt zwar
Zebrastreifen (allerdings kaum Ampeln), doch wird niemals ein Auto anhalten. Als
ich vor einem Polizeiauto einen Zebrastreifen überquerte als dieses stand und
gerade wieder anfahren wollte, wurde ich angehupt – von der Polizei! Hinzu kommen die Abgase - es sind weißgott keine chinesischen Verhältnisse, aber wenn man die Straßen entlang geht bekommt man besonders von den Bussen und Kleinlastern gefühlt ein paar Kilo Kohlenstoff in Staubform ab. Rußfilter gibt's hier sicher nicht.
Gestern und heute morgen war das Wetter übrigens sehr schön.
Wie in den Büchern beschrieben milde 20-25 Grad. Heute nachmittag regnet es mal
des öfteren – aber der November ist ja auch einer der regenreichsten Monate. Wenn es regnet, dann meist in Schüben, aber es regnet sich nicht so ein wie bei uns manchmal.
Die Sprachschule ist recht klein – nur ca. 10 Schüler – und bietet
ab und an ein Nachmittagsprogramm. Heute war ich eine Stunde mit 3 weiteren
Schülern in einer Salsa-Schule :-)
Überraschenderweise habe ich mich gar nicht so dämlich angestellt und konnte
sogar ziemlich gut tanzen. Das hat durchaus Spaß gemacht – ich hatte mit der Carolin aus
Italien auch eine attraktive Tanzpartnerin ;)
Am Donnerstag geht es auf eine Fahrt zum Meerschweinchen
essen und am Wochenende soll es eine Wanderung geben. Besonders über letztere
würde ich mich natürlich sehr freuen.
Also: irgendwie ist es zum Verzweifeln aber da werd ich mich
durchkämpfen. Gestern habe ich aber echt gedacht „Das kannst Du Dir wohl
abschminken mit einer Reise durch Süd- und Mittelamerika“.
Es ist deutlich angenehmer eine Sprache zu können als sie zu lernen (Jens‘ Weisheiten Nr. 736).
Es ist deutlich angenehmer eine Sprache zu können als sie zu lernen (Jens‘ Weisheiten Nr. 736).