Montag, 29. Oktober 2012

Resumé

Nun ist auch schon das Ende meiner Reise erreicht. Kaum zu glauben, dass schon 5 Monate um sind ... Wie schon vorher erwähnt, nach ein paar Wochen Pause ist die Wehmut groß, dass diese phantastischen Entdeckungstouren und Wanderungen in so toller Natur nun ein Ende haben. Ich vermisse vieles von dem was ich gesehen habe schon jetzt. Fürs nächste Mal dazu gelernt: 1-2 Monate reisen, dann 1-2 Wochen Pause (am besten bei Freunden), dann weiter scheint der perfekte Rhythmus zu sein.

Was ich alles gesehen habe und wie es war ist ja im Detail im Blog zu lesen. Besonders schön fand ich, dass ich über so lange Zeit die Wildblumenblüte erlebt habe. Das macht die Wiesen- und Berg-Wanderungen einmalig schön und macht viel aus. Später hatte ich dann das Glück, den Wald in seinen Herbstfarben zu sehen, was ebenfalls unbeschreiblich toll ist - der Kontrast von den vielen grünen Tannenflächen mit den grell-leuchtenden gelb-, rot-, und braun-Tönen dazwischen.

Vom Wetter her war es in Kanada und besonders Alaska durchwachsen und in den Bergen (besonders auf der Westseite und in Alaska) oft regnerisch - das ist wenn es länger anhält natürlich eine Katastrophe. Nicht nur lassen sich dann kaum Wanderungen machen, auch ist es fototechnisch fast unmöglich "schöne" Fotos zu machen. Es hat kurz auch seinen Reiz, aber für den Urlaub ist Sonne doch eindeutig zu bevorzugen. Die Temperaturen waren eig immer sehr angenehm - in hohen Berglagen allerdings nachts schon ziemlich kalt (auch im Sommer). Glücklicherweise hat aber die meiste Zeit die Sonne geschienen und ich würde sagen, dass ich insgesamt bestimmt 75% Sonnentage hatte.

Von der Vegetation war besonders deutlich der Unterschied zwischen West- und Ostseite der Berge zu sehen (besonders in den nördlichen USA): Westseite feucht/bewaldet und auf der anderen Seite innerhalb weniger Kilometer wüstenhaft trocken und steinig. Man kann sich gut an Gebieten auf Karten orientieren, die grün eingefärbt sind - dort fand ich es deutlich schöner, als in den Felsgebieten. Auch diese haben ihren Reiz (schließlich sind Hauptattraktionen des Südwesten dort zu finden wie Bryce, Arches, Canyonland, Grand Canyon, etc), aber Wald, Seen, Flüsse und Blumen sind auf Dauer doch irgendwie schöner. Naja die Mischung machts wohl ...

Schließlich möchte ich auch noch den finanziellen Aspekt der Reise etwas beleuchten für die, die vielleicht ähnliches vorhaben und ein wenig Orientierung gebrauchen können. Hier zunächst mal die Statistik, wieviel für was drauf gegangen ist (in Euro):

158      Mietwagen (1. Woche)
2877    Autokauf (Wertverlust, Reparaturen, Versicherung)
1493    Sprit
1475    Verpflegung
407      Unterkunft
740      Ausrüstung (Schlafen, Camping, Handwerk)
1070    Transportkosten (Flug, Fähre, Post)
302      Freizeit/Aktivitäten
488      Sonstiges (Telefon/Inet, Gebühren, Visum, Hausrateinlagerung, Krankenvers.)
9010    SUMME

Die Unterkunftskosten sind nur deshalb so niedrig, weil ich fast ausschließlich im Wagen übernachtet habe. Die Hälfte davon war für die erste Woche in Seattle und der Rest ist eig nur Kosten für Dusche und Wäschewaschen. Weitere Vorteile dieser Methode sind, dass kaum Zeit für die Suche nach einem freien Zimmer drauf geht (in der Hauptsaison sind viele Orte ausgebucht) und man bis zur letzten Minute entscheiden kann, wo man schläft - diese Felxibilität ist wirklich Gold wert und mit Vorausbuchungen wäre meine Reise völlig anders verlaufen. Selbst in einem Wagen mit niedriger Bodenfreiheit und ohne Allradantrieb war es in waldreichen Gebieten fast nie ein Problem, einen geeigneten Platz zu finden - im offenen Gelände aber schon.

Bei der Ausrüstung hätte man sogar noch etwas sparen können, wenn man ein paar Sachen wie Zelt/Schlafsack aus D mitbringt. Auch habe ich ein paar Fehlkäufe gemacht von Dingen, die ich dann doch nicht brauchte. Also bei guter Planung reichen wohl auch 500€. Besonders wichtig ist ein "Power-Inverter" zum Aufladen der Geräte über den Zigarettenanzünder, ein "Ice-Chest" zur Lebensmittel-Kühlung mit Eis und ein "Gas-Stove" zum Kochen mit Gas - außerdem ein Reifenreparatur-Kit und Kompressor für jeweils 15-20$.

Der Flug hat 748€ gekostet und der Rest waren hauptsächlich Fähreverbindungen und ein paar Euro für Postsendungen nach D.

Die Verpflegung ist ohne Restaurantbesuche zustande gekommen. Allerdings war ich auch häufiger Mal bei Fast Food Ketten wie Burger King oder A&W. Auch konnte ich auf einige geliebte Markenprodukte wie Nutella, Corn Flakes, "deutsches" Brot nicht verzichten. Ebenfalls hatte ich immer gekühlte Milch dabei, welche an sich fernab der Großstädte recht teuer ist und Eis zum Kühlen braucht. Allein die Eiskosten dürften 100-150€ ausmachen. Rabattkarten für Supermärkte wie Safeway machen hier übrigens wirklich Sinn, weil man im Schnitt gut 10-20% damit sparen kann.

An Extra-Freizeitaktivitäten habe ich nicht viel unternommen. Wandern ist ja kostenlos :) Natürlich nur, wenn man die Jahreskarten für die Nationalparks kauft. Die kosten nur 80$ für USA und 68$ für Kanada und man hat praktisch keine weiteren Kosten. Wenn man natürlich geführte Touren o.ä. macht, dürfte dieser Posten ganz schnell ein Vielfaches erreichen.

Telefon und Internet kosten so gut wie gar nichts mehr. Offenes WiFi gibt es in jedem Kaff. Gute und sichere Anlaufstellen für freies Inet sind McDonalds, Safeway, Büchereien, KOA Campgrounds. Ansonsten einfach an die Hauptstraße stellen und durchklicken - eig ist immer ein WiFi ohne Passwort dabei .... Münztelefone sind allerdings auch in den USA inzwischen rar. Wenn man sucht findet man meist eines aber das ist nicht selbstverständlich und oft sind die Dinger ziemlich versteckt.

Meine Krankenversicherung war mit 145€ extrem günstig (zumindest für Nordamerika). Die meisten bewegen sich so um 200-400€ für die Zeit. Außerhalb von Nordamerika ist sie allerdings nie teurer als 30€ pro Monat. Hängt auch vom Alter ab. Unter 30 ist spottbillig und ab 50/60 wird sie hingegen sauteuer. Wer sich mit über 60 in USA absichern will zahlt hunderte von € im Monat!

Die Spritkosten waren für die gefahrene Strecke von 30.000km phänomenal gering. Das ging aber nur, weil ich einen extrem sparsamen Wagen (Herstellerangabe 6,7 l) auch noch extrem sparsam gefahren bin und auf einen Verbrauch von nur 5,4 l gekommen bin. Es wären sogar unter 5 machbar gewesen (Rekord war 4,2l). Dazu muss man allerdings den Motor beim Berg runterrollen ausschalten (was angesichts von Servolenkung und Bremskraftverstärker nicht ohne Tücken ist ....) und darf nicht schneller als 50 Meilen (ca. 80km/h) fahren.

Die Spritpreise liegen in Kanada etwa zwischen 1,00€ und 1,20€ pro Liter. In den USA ist es mit 0,75-0,95€ deutlich günstiger (hier unten in Texas kostet es sogar nur 0,70€). [bei $-Kurs 1,25]

Die Kosten für das Auto sind etwa 450€ für Versicherung, 435€ für Instandhaltung/Reparaturen, 1825€ Wertverlust und der Rest Parkgebühren u.ä.  Beim Wertverlust ist zu berücksichtigen, dass ich von einem Händler gekauft habe, was sicher einen Aufschlag von gut 10% im Kaufpreis ausmacht. Auch habe ich ihn an einen Freund wieder verkauft und damit ca. 5-10% unter Marktwert. Ferner hatte ich großes Pech mit dem Wechselkurs - beim Kauf lag der Kurs rechnerisch bei 1,185 (durch Banktransfergebühren) und beim Verkauf bei 1,33. Das macht allein 400-500€ Verlust. Mit etwas mehr Glück und Geschick wäre man hier auch mit 1000€ Wertverlust ausgekommen ... trotzdem will ich mich nicht beschweren, denn der Wagen hat trotz seiner viertel Millionen Kilometer praktisch keinerlei Probleme gemacht.

Was die Frage nach Auto mieten oder kaufen angeht hat sich für mich daher folgendes herausgestellt: Mit einem Mietwagen hätte ich sehr viele der Touren nicht machen können, da viele Gebiete und Schotterstraßen vertraglich ausgeschlossen sind. Auch Beschädigungen wie etliche Lackkratzer, Steinschläge, Reifenschäden etc. wären mir nachträglich teuer in Rechnug gestellt worden. Eine Wagenklasse, in der ich auch schlafen kann, hätte die Auswahl stark eingeschränkt und ich hätte wohl kaum günstig einen Wagen mit einem so niedrigen Spritverbrauch bekommen. Hätte ich einen SUV oder Van gemietet, hätte ich 1000-2000€ mehr für Sprit zahlen müssen....

Fährt man nur auf Asphalt und schläft in Motels, so ist es günstiger einen Wagen zu mieten, auch für 2, 3 oder evtl. sogar 4 Monate. Möchte man wie ich in abgelegene Gebiete und im Wagen schlafen, kommt man um einen Kauf kaum herum, selbst für nur 2 oder 3 Monate. Allerdings stelle ich es mir schwer vor einen Wagen nach 2 Monaten wieder zu verkaufen - wer kauft den nach so kurzer Haltezeit ? ....

Also, ich hoffe, ich konnte ein wenig Orientierung geben und bin beim nächsten Mal selber noch ein wenig schlauer. Denn dass dies mein letztes Abenteuer war, will ich nicht glauben ;) Doch wird es dann vermutlich nicht mehr allein sein.

Nun geht  es wieder einmal an den Wiederaufbau: Wohnung suchen, Klamotten kaufen, Freunde treffen, ... und irgendwann dann auch wieder arbeiten.

Vielen Dank an alle fleißigen Leser und Kommentarschreiber - es war immer schön, unterwegs eine Nachricht oder Grüße von daheim zu lesen!

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Beim Dang

Ich bin nun beim Dang in Dallas angekommen und sehr herzlich aufgenommen worden. Selbst die 3 kleinen Mädels Christine, Stella und Laura (3 bis 4 Jahre) sind total aus dem Häuschen und gehen nicht ohne Umarmung von mir ins Bett oder aus dem Haus :)

Aus gegebenem Anlass (es ist Oktober) waren wir dann auch direkt mal bei einem gesponsorten "Oktoberfest" eines Autohändlers - natürlich mit Weissbier, Würstchenstand und Volksmusik in Trachtenkleidung.

Die Wohngegend gefällt mir sehr gut, die Häuser sind alle verklinkert und sehen aus wie kleine Villen. Der Stil ist sehr homogen und die Straßenplanung "unamerikanisch" verwinkelt mit Seitengassen. Von innen sehr offen mit ca. 3,5m hohen Decken, Durchgangsbögen, Säulen und Sonnenschächten. Direkt angrenzend ist ein großer Park mit Wald und Flüßchen.





Samstag, 6. Oktober 2012

Beim Scott

Ich bin nun an meiner vorletzten Station in Rio Rancho nahe Albuquerque angekommen - bei meinem alten Schulfreund aus der Highschool in Kalifornien, Scott, und seiner Frau Heather. Mit täglichen Updates hier ist es damit wohl erstmal vorbei ;)

Gestern waren wir schon mal ein bissl Billard spielen und was trinken zusammen in einer Karaoke Bar. In den Tagen danach hab ich neue Reifen bestellt, den Wagen sauber gemacht und Anzeigen geschaltet. Es ist übrigens inzwischen fast unmöglich mit einer deutschen Kreditkarte in den USA übers Internet zu bestellen, da stets die Anschrift überprüft wird und man keine ausländische Adresse eingeben kann....

Außerdem findet hier aktuell die Balloon Fiesta statt, ein Ballon Festival mit hunderten Heißluftballons. Auch wenn wir davon nicht so fürchterlich viel mitbekommen haben, sieht man immer wieder etliche von denen am Himmel.

Dann war ich noch bei den "Petroglyphs", das sind Malereien auf Felsen, die die Ureinwohner vor knapp 1000 Jahren hier hinterlassen haben. Es gibt tausende auf den Steinbrocken und einige sehen aus, als hätten sie Außerirdische gemalt :)

Heute waren wir dann in einer Paintball Arena. Dabei schießt man mit Farbkugeln aus einer Luftdruckwaffe aufeinander. Ist ganz lustig und überraschend anstrengend. Einmal bin ich am Hals auf nackte Haut getroffen worden, das tat schon ordentlich weh - die Dinger fliegen nämlich mit ca. 350km/h! Auch die anderen Treffer hinterlassen ordentliche rote Flecken trotz Kleidung. Immerhin in einer Runde war ich sogar mal "last man standing" ;)

An einem anderen Tag waren wir mit Pete auf dem Pino Trail, der den Berg östlich von Albuquerque rauf führt. Interessant waren die Kaktussträucher unten und die wechselnde Vegetation beim Aufstieg. Allerdings ist Scott nicht der fitteste und das letzte Stückchen bis zum Gipfel musste ich alleine gehen. Von oben kann man dann sehr schön die Stadt überblicken.

Ein weiterer Ausflug führte uns 5 (Scott, Heather, ich und die 2 Hunde Zeus und Pixie) in die Gegend um Jemez. Als ich diese tolle Landschaft aus roten Sandsteinhängen mit grünem Wald und leuchtend gelben Bäumen dazwischen und kleinen Bächen sah, wurde mir klar, wie sehr ich das schon jetzt vermisse. Die wunderschöne Natur wird mir echt fehlen - es war einfach herrlich jeden Tag im Paradies zu sein. Ich hab eig schon wieder Lust weiter auf Tour zu gehen ... die Pause reicht schon zum "auftanken".... es zerreisst mir das Herz, wenn ich an die vielen aussergewöhnlichen Orte zurückdenke, die nun erstmal nicht mehr erreichbar sind.

Das Auto habe ich inzwischen auch verkauft - und zwar an Scott :) Der suchte ohnehin eines für sich und da kam das sehr gelegen. Dadurch habe ich es zwar günstiger verkauft als erhofft, aber schließlich durfte ich ja auch eine Weile hier wohnen. In der Tat habe ich mich nach den 2 Wochen schon fast wie zuhause gefühlt dort und der Abschied hat mich doch traurig gemacht. Wir kennen uns schließlich schon seit fast 20 Jahren und er ist einer der wenigen Freunde, die ich aus meiner Jugendzeit noch habe. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, das wir uns sehen ...









Freitag, 5. Oktober 2012

Petrified Forest NP

Dieser Park war sogar ein wenig interessanter als ich mir vorgestellt hatte. Wie der Name schon sagt gibt es hier haufenweise versteinerte Bäume. Diese sind vor Urzeiten ins einen Fluss gefallen und dort mit Sand und Schlamm überdeckt worden. Nun wurden sie durch Erosion wieder freigelegt. Und nicht nur ein paar, sondern augenscheinlich tausende. So liegen hier überall größere und kleinere Stücke rum.

Es sieht immer noch aus wie Holz, ist aber inzwischen Stein in leuchtenden Farben. Rot, gelb, violett, weiß ... ganz schön farbenprächtig und schön anzusehen. Viele Wege gibt es nicht, aber eine halben oder auch ganzen Tag kann man hier schon zubringen.


 


Donnerstag, 4. Oktober 2012

The Wave lottery

Leider heisst der Titel dieses Eintrags "Wave lottery" und nicht "The Wave".

Die Wave ist eine wunderschöne Sandsteinformation; eine Art Halfpipe in der am Boden und den Wänden unterschiedliche Farbstreifen-Muster auftreten. In dieses Gebiet kommt man aber nur mit Erlaubnis. Täglich sind 20 Personen zugelassen. 10 werden im Vorraus übers Internet vergeben und 10 werden jeweils am Vortag in einer Lotterie hier in Kanab verlost. Oktober ist allerdings der Monat mit dem größten Andrang. Bis zu über 100 Personen pro Tag bewerben sich.

Ich habe die vergangenen 4 Tage teilgenommen, doch leider bin ich nie gezogen worden. Akkumuliert standen meine Chancen zwar bei ca. 55%, aber es hat nicht sollen sein :(

So bleibt mir nur der Link zu meinem Besuch 2004, als ich mit André da war: Wave 2004


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Beinahe Grand Canyon

So ein Sch*** :( Das war ja klar - quasi am letzten Tag muss doch noch was passieren mit dem Wagen.
Dass der linke Vorderreifen mal wieder leckt kratzt mich nicht mehr - den pump ich einfach jeden Morgen wieder voll bis ich in Albuquerque neue Reifen hole.

Doch auf der Fahrt zum North Rim des Grand Canyon heute sprang der Wagen wegen leerer Batterie direkt am Parkeingang nicht mehr an (was sehr merkwürdig war, da ich ja gerade 100km gefahren war ...). Kurz angeschoben und Problem erstmal ad acta ... doch ein paar Meilen später gings weiter: der Tacho hatte plötzlich Aussetzter und die Nadel sackte immer wieder auf Null. Dann merkte ich, dass sämtliche Elektronik versagte ... Radio, Licht, Tacho ....  Dann war schon mal klar, da stimmt was nicht - aber den 5 Milen entfernten Grand Canyon wollte ich noch sehen.

Also, setzte das Auto noch einen drauf: kurz später stockte auch der Motor immer mal kurz, fuhr aber im Prinzip noch. Noch eine Minute später wurde die Aussetzer so schwer, dass der Wagen trotz Gas nicht mehr beschleunigte. Aus-/Anschalten der Zündung beseitigte das Problem immer wieder für 10-20 Sek. - inzwischen hatte ich umgedreht und versucht in den letzten Ort zurück zu fahren: 50km - doch mehr als 10km waren nicht mehr rauszuholen, bevor er so viel Schwung verloren hatte, dass ich ihn nicht mehr anlassen konnte (Anlasser hatte ja keinen Saft).

Glücklicherweise habe ich in meiner sauteuren KfZ-Versicherung eine "Roadside Assistance" für 5$ im Monat abgeschlossen. Und wie durch ein Wunder war eine Lodge mit Münzfernsprecher nur eine Meile entfernt in dieser Wildnis. Also angerufen; und siehe da: ein kostenloser Abschleppwagen war 1,5 Std. später zur Stelle und hat mich wieder nach Kanab gefahren, wo ich nun sitze und auf die Prognose warte. Die 250€ Abschleppkosten für 100km hat die Versicherung übernommen :)

Es scheint aber bereits jetzt ziemlich sicher was los ist: der Generator ist defekt, dadurch fiel erst die Batterie aus, dann die Elektronik und zuletzt reichte der Saft vermutlich nicht mehr für die Zündkerzen und/oder Benzinpumpe.

Bin mal gespannt: Internet-Recherche sagt mir ein Neuer kostet nur 60€. Mal schauen was die haben wollen ... drückt mir die Daumen, dass es nicht allzu teuer wird.
















Update: Wie immer, wenn man mit Auto-Mechanikern zu tun, wird man übern Tisch gezogen. Die Bestellung übers Internet würde vermutlich leider erst Montag ankommen, deshalb muss ich das Teil bei denen für $196 statt $76 kaufen. Insgesamt 210€ für die Reparatur. Naja, gibt Schlimmeres, aber für die Hälfte wäre es mit mehr Zeit auch gegangen. Aber zu Fuß bin ich hier auf Dauer aufgeschmissen.

Dennoch brachte mein Aufenthalt hier in Kanab während der Wartezeit sehr interessante Eindrücke. Durch den Überfluss an Zeit bin ich viel durch den Ort gewandert und habe gesehen, wie fein gekleidete Leute in noblen Restaurants speisten oder in gehobenen Hotels im Innenpool badeten. Da wurde mit bewusst wie krass der Unterschied zwischen meinem aktuellen Lebensstil und diesen Leuten war - es kam mir fast wie von einem anderen Stern vor! Nicht das ich meine Zeit bereue - nur diese Kollision der Welten war faszinierend. Diese unterschiedlichen Perspektiven im Leben finde ich sehr lehrreich und berreichernd. Veränderung tut letztlich immer gut. Außerdem zeigt es mir, was ich z.Z. nicht habe und erst wenn man etwas vermisst, lernt man es zu schätzen. Genug der Philosophie.

Auch mein Besuch beim Friseur gerade war faszinierend. Normalerweise quatsche ich ja nicht groß dabei, aber Tim Allen und ich haben uns gut ausgetauscht hauptsächlich über Lebensvorstellungen und -Pläne. Er ist stark christlich erzogen worden, mit Priorität auf Familie, Bodenhaftigkeit, Persönlichkeit. So hat er mit 21 geheiratet, nach 6 Jahren 5 Kinder gehabt, ein Haus gekauft und führt das Friseur-Handwerk seines Vaters seit 16 Jahren weiter (der Vater hat es selber 48 Jahre gemacht). Er sagt es nicht nur, sondern er strahlt Zufriedenheit und vor allem Aufrichtigkeit und Herzlichkeit geradezu aus. Auch er würde gerne mehr rumkommen und beneidet meine Reisen durchaus, aber ist mit dem Familienleben sehr zufrieden. Auch aus solchen Gesprächen, die ich manchmal mit Leuten hier habe, kann man ne ganze Menge mitnehmen.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Zion NP

Auf Zion hatte ich mich ja auch noch sehr gefreut, weil es damals einer meiner Lieblingsparks war. Was gibts zu sehen ? Wieder Sandstein - entstanden übrigens aus den größten Sanddünen, die es jemals auf dem Planeten gab. Tatsächlich sind die Hügel auf der Anfahrt von Osten in den Hauptcanyon meist kuppelförmig. Das sieht total faszinierend aus diese Schichtung - irgendwie wie ein Dönerfleischstapel vielleicht, wo ja auch kreisförmig Lappen über Lappen kuppelförmig hängt.

Den Hauptcanyon erreicht man dann durch einen langen schmalen Tunnel, der immer wieder für Busse einspurig gemacht wird, weshalb es schon etwas Zeit kostet, bis man wirklich da ist. Dort ist das Bild dann ein anderes: senkrechte Felswände von bis über 500m Höhe umranden das lange Tal. Es verläuft hinten in einer S-Kurve, was einen phantastischen Anblick von oben bietet ... doch dazu später mehr.

In dieses Tal kommt man nur mit einem Shuttle-Bus, da die Besucherzahlen in den 90ern so stark gestiegen waren, dass sie die Parkkapazität um das 10facher überschritten. Der fährt aber im 8 Min. Takt und ist deshalb kein Problem.

Ich habe mir am ersten Tag Wanderungen heraus gesucht, die ich damals noch nicht gemacht hatte: zu den Emerald Pools (wobei ich das Gefühl hatte, diese DOCH schon gemacht zu haben), dem Weeping Rock und zum Hidden Canyon. Der Weeping Rock muss im Frühjahr krass sein, wenn man hinter dem Wasserfall steht, aber ansonsten waren die eher unspektakulär.

Am zweiten Tag habe ich dann das Highlight des Parks und meine Lieblingswanderung noch mal gemacht: Angels Landing. Nach einem steilen Anstieg auf einen Hügel mit schon tollem Ausblick ins Tal geht es dann weiter auf eine Empore, die mitten in besagter Kurve 500m über dem Talboden steht. Der Zugang geht nur über einen "Giraffenhals" hinauf. Man krabbelt mehrere hundert Meter auf einem extrem schmalen Grat - meist nur wenige Meter breit und an der schmalsten Stelle nur ein guter Meter! Links und rechts geht es senkrecht 500m runter - das ist echt der Hammer und unglaublich, dass sie so einen Weg gebaut haben.

Das traurige ist, dass dort im Schnitt jedes Jahr eine Person zu Tode kommt - ein Fehltritt ist tödlich, ein Absturz dann nahezu unvermeidlich. Allerdings gibt es Halte-Ketten an den gefährlichsten Stellen. Als ich dort 2004 hoch bin, war mir echt ganz schön mulmig zumute. Ich weiß noch, dass es 1-2 Mal grenzwertig war, dieser Blick in die Tiefe. Insofern war ich sehr überrascht, dass es mir dieses Mal gar nichts ausmachte. Ich hatte erwartet (und das zeigt sich bei mir m.E. auch schon in ein paar Details), dass man mit dem Alter vorsichtiger und ängstlicher wird. Naja, vlt liegts daran, dass ich es ja nun schon wusste, was mich erwartet.

Die Aussicht von oben ist dann atemberaubend: ein 360 Grad Blick in die Tiefe - in der einen Richtung das lange Tal, in der anderen der besagte Bogen, welcher auch noch einen kleinen Felsturm in der Mitte stehen hat. Echt genial! Als Alternative gibt es noch den Weg zum Observation Point - den werd ich beim nächsten Mal mal machen. Übrigens: beste Zeit für beide Wanderungen ist vormittags (sowohl wegen Schatten, als auch zum fotografieren).