Wow! Das war ein Spaß :)
Ich komme grad von meinem Camping-Abenteuer im Denali NP - dem wohl berühmtesten Park von Alaska. Er beherbergt den mit ca. 6100m höchsten Berg Alaskas: den Mount McKinley (auf indianisch: Denali). Dieser Park ist so gefragt, dass man zum Campen und sicherhaltshalber auch zum Betreten eine Reservierung benötigt (also mit so viel Trubel eigentlich nicht so mein Ding).
Das besondere Konzept ist, dass es nur eine einzige 150km lange Straße gibt und von dieser nur die ersten 21km öffentlich zugänglich sind. Für den Rest der Strecke müssen Shuttle-Busse reserviert werden. Es gibt auch nur ca. 5 Camping-Plätze mit insgesamt nur ein paar Dutzend Zeltplätzen.
Ich habe mich für den entferntesten Platz entschieden: Wonder Lake. Im Nachhinein eine strategisch ungeschickte Wahl, da die Busse für die gesamte Strecke ca. 5 Stunden benötigen (nur Hinweg). Ein Platz in der Mitte macht also mehr Orte schnell erreichbar und ich würde Besuchern daher den Igloo Creek Campground eher empfehlen (hat nur 7 Plätze und liegt direkt an einem kleinen Bach und man zu Fuss den Sable Pass erreichen: wunderschön).
Trotzdem hat sich meine Wahl ausgezahlt - denn Wonder Lake wird deshalb von vielen gewählt, weil es der einzige Campground ist, von dem man den Mt. Mckinley direkt sehen kann. Und dieser Berg liegt fast immer in den Wolken (klar). Statistisch kann man ihn nur jeden 3. Tag überhaupt mal sehen.
Es ist nachts ziemlich kalt. Ich hatte wirklich gut vorgesorgt und nachts eine lange Unterhose, ein normale Hose und eine Regenhose drüber angehabt. Außerdem ein T-Shirt, einen Pullover, dadrüber eine Fleece-Jacke und da drüber eine normale Jacke. 2 paar Socken. Damit in einen bis 0 Grad zugelassenen Schlafsack und noch ein Seidentuch drüber ... und ich hab gefroren :/ Eig war es gar nicht sooo kalt, aber ich dünner Hecht hab halt kein Isolierfett, sobald ich zur Ruhe komme friere ich.
Nun denn, also bin ich nachts oft aufgewacht und da ich direkt mit Blick auf die Berge gecampt habe mach ich um 1 Uhr das Fenster auf -- und sehe: keine einzige Wolke! Das gesamte Bergpanorama der Alaska-Range mit dem Mt.McKinley ist sichtbar (es ist die ganze Nacht Tag-hell). Dazu ein Vollmond darüber ... was für ein Anblick!
Ich steh sofort auf, schnapp mir die Kamera und mache ein paar Bilder vom Berg mit dem Mond ... dann schau ich ein Stück nach rechts und sehe: da steht ja noch ein 5 Mal so breiter und doppelt so hoher Berg daneben: das war dann der echte Mt.McKinley ;)
Da ich nicht mehr schlafen kann, schnall ich mir mein Wanderzeug um (dick genug angezogen bin ich ja schon...) und gehe auf einen der Wanderwege dort: den McKinley Bar Trail. Der führt durch Wald und Marsch 4km geradewegs auf die Berge zu. Nachts sind keine Mücken da und auch sonst keine Menschenseele - wer ist auch schon so verrückt und geht nachts um 2 wandern ?! Als um halb 4 dann die Sonne langsam aufgeht komme ich in den Genuss, die rötlich angeleuchteten Gletscher (das nennen die hier echt "Alpenglow") und wolkenfreie Range mit Vollmond - gespiegelt in den vielen kleinen Seen hier - vor Augen zu haben. Für so etwas würden sich die meisten Liebhaber hier ein Bein ausreißen. Ich bin erst um 6 wieder zurück und hab dann in der warmen Morgensonne erstmal 3h geschlafen :)
Ansonsten ist der Park eigentlich ein "trail-less" Park, d.h. es gibt fast keine festen Wanderwege. Man kann langgehen wo man möchte. Das hab ich auch mal probiert - hab allerdings für die 300m um den See rum ne gute halbe Stunde durch Sumpf und Gestrüpp der Tundra gebraucht und mich dann doch wieder auf die sichere Straße gerettet^^
Die Shuttle Busse haben den Vorteil, dass der Besucherstrom reguliert wird, die in abenteuerlichen Höhen verlaufende Straße verantwortungsvoll und vorsichtig benutzt wird und besonders: die Wildtiere nicht gestört werden. Ein Fahrer hat tatsächlich für ein Enten-ähnliches Tier angehalten, das über die Straße spaziert ist! (Das geht ganz langsam und guckt sich nach jedem Schritt um, ob kein Raubtier in der Nähe ist)
Ich finde das Konzept deshalb wirklich gar nicht so schlecht. Und man kann an jeder beliebigen Stelle aus- und einsteigen, einfach dem Fahrer Bescheid sagen. Das ist auch die beste Art den Park zu erkunden: die Straße entlang spazieren. Sehr empfehlen kann ich die Strecken vom Polychrome Overlook und Sable Pass abwärts! Fantastisches Panorama!
Außerdem bieten Shuttles die Möglichkeit, die Tiere ganz aus der Nähe zu sehen, denn sie ignorieren die Fahrzeuge völlig, weil sie niemals belästigt werden. Schon auf der Anfahrt zum Campground haben wir deshalb tatsächlich einen Grizzly-Bären 2m am Bus vorbei spazieren sehen! Das möchte man als Fussgänger nämlich nicht (ist auch verboten: 300m Mindestabstand). Mit Grizzlies ist nämlich noch weniger zu spaßen als mit Schwarzbären, die kann man nämlich nicht verjagen.
Hier in Kurzform die Verhaltensregeln bei Bären: Niemals wegrennen - weckt Jagdinstinkt! Langsam rückwärts gehen (nicht Rücken zeigen), ruhig sprechen und mit Armen winken (sich gross machen). Nähert sich der Bär trotzdem auf wenige Meter (Armreichweite): bei Schwarzbär - kämpfen; bei Grizzly - totstellen und hoffen, dass er einen nicht tötet.
Zusätzlich haben wir noch Karibu, Elche, Fuchs, u.v.m direkt aus der Nähe gesehen. Das ist hier wirklich garantiert.
Abends gibts es übrigens immer noch ein etwa einstündiges Ranger-Programm. Ein Vortrag über diverse Themen z.B. über Wolverines, Geschichte der Parks, Tiergeräusche, ...
Also: Denali ist schon toll und absolut empfehlenswert. Tiere, Panorama, Wanderungen - ich fands wirklich toll und freue mich schon auf weitere Parks, in denen ich länger verweilen kann.
Freitag, 6. Juli 2012
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6 Kommentare:
Klingt nach einem fantastischen Wochenende =)
Aber im Ernst: tot stellen und hoffen,dass der Bär dir das abkauft?!
Kathi
Wooow! Genial! Das sieht wirklich klasse aus. Besonders das zweite Bild im morgendlichen lila haut mich um. Du hast Recht: für so einen Anblick würde ich hier einiges geben.
Wünsche dir noch viel Spaß weiter!
Hi ihr. Ja, Bären essen ja keine Menschen. Wenn man nicht wegrennt wird man nicht als Beute wahrgenommen. Also kommt er nur näher, falls er sich oder seine Jungen verteidigen will oder er vlt was essbares im Rucksack erschnuppert hat. Im ersten Fall wird man nach dem tot stellen hoffentlich nicht mehr als Gefahr wahrgenommen. Im zweiten Fall knappert er hoffentlich nur am Rucksack und läßt schnell ab nachdem er Stoff im Maul hat.
Töten würde er eig nur aus Versehen. In den fast 100 Jahren des Parks hat es aber noch keinen tötlichen Unfall gegeben und nur 24 Angriffe/Begegnungen.
das liest sich ja wirklich fantastisch und die Bilder sind sowieso alle Klasse. Schön, daß
alles so gut klappt !
wir brechen morgen früh in den Urlaub auf (bis 28.7.), wirst also erstmal nichts von uns hören.
Weiterhin eine tolle Zeit für Dich !!
Ich finde das zweite Bild von oben einfach nur Hammer!!!!
LG
Tanja
Hi Tanja, das war auch echt klasse und man muss bedenken: so schön die Bilder auch aussehen - in echt mit dem Auge gesehen ist das alles noch viel schöner!! ;) LG, Jens
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