Freitag, 27. Juli 2012

Willmore Wilderness Park

26.7.12:
Irgendwie hab ich kein Glück mit meinen Wanderungen. Nach 2 Tagen warten ist es nun super sonnig und schönes Wetter. Ich hatte meinen Rucksack gepackt und mich auf eine 2-3 Tagestour auf/um den Mt.Stearn begeben.

Doch schon nach 50m sah ich nur 20m vor mir etwas kleines hellbraunes über den Trail huschen. Ich schaute wohin es gelaufen war (ich ahnte schon was das war) - und sah den Kopf der zugehörigen Bärenmutter aus dem Gebüsch rechts von mir gucken. Nur 20-30m entfernt - empfohlener Abstand zu Bären: 300m.

Das ist so ziemlich das gefährlichste was man antreffen kann: allein mit einer Grizzlymutter und ihrem Jungen. Ich bin wie empfohlen ruhig sprechend langam rückwärts weg von ihr zurück zum Parkplatz und habe einige Zeit gewartet und weiter in den Wald gesprochen um sie zu vertreiben (Bären vermeiden Menschen und verlassen normalerweise das Gebiet). Nach 20 Minuten hab ich es nochmal probiert und bin Meter für Meter langsam den Trail hoch, dabei kontinuierlich laut sprechend.

Doch wieder nach knapp 100m: Die Grizzlymutter guckt mich vom Trail aus an. Also: keine Chance. Da gibts kein Weiterkommen.

Da ich mich gefragte habe, was man in so einer Situation tuen sollte wenn der Bär nicht weicht - das hätte mir ja auch auf dem Weg zurück unmittelbar vorm Auto nach 2 Tagen Wanderung passieren können - bin ich in die Stadt zur Parkverwaltung gefahren für Tipps. Die sagten mir, dass erstens, der Bär vermutlich in der Region bleiben wird, da er ein mit Beeren reichhaltiges Gebiet dort gefunden hat und sie bereits ihren Wintervorrat anfuttern. Die männlichen Bären fressen oftmals die Jungen. Dort gibt es wohl keinen männl. Bär und die Mutter verteidigt das Gebiet lieber gegen Menschen als gegen männliche Bären. Zweitens gibt es keinen Weg den Bären zu vertreiben. Einfach stehen bleiben sei keine gute Idee. Das provoziert eventuell einen Angriff. Es bliebe dann tatsächlich nur den ganzen Weg zurückzulaufen.

Damit fällt diese Route also schon mal aus - der Parkservice erwägt sogar aufgrund meiner Beschreibung den Trail für einige Zeit zu sperren.

Es gibt aber noch andere Routen in Willmore und ich habe mich für den Mt. Hamell Aufstieg entschieden, da man das auch in einem Rundkurs machen kann und nicht den selben Weg zurück muss. Gepackt hatte ich ja schon, also gings direkt los. Ausgeschildert war er nicht wirklich gut und so musste ich schon am Anfang etwas raten, wo es lang geht. Glücklicherweise richtig geraten - war ja auch nicht allzu schwer: im Zweifel hoch ;)

Der Gipfel auf 2130m erfordert einen Anstieg von 1130m vom Parkplatz aus - da es schon Mittag war, zuviel für einen Tag. Also habe ich schon um kurz nach vier etwa 300m unter dem Gipfel noch unterhalb der Baumlinie mein Zelt aufgeschlagen. Der Austieg war im Sonnenschein ziemlich schweißtreibend und guter Sport bei dem Gepäck :) Die Aussicht war toll - allerdings wegen Dunst für Fotos nich so ideal.

Nach dem Zeltaufbau folgte die Sicherung der Nahrungsmittel. Die müssen nämlich möglichst weit weg vom Zelt zwischen 2 Bäumen aufgespannt hoch aufgehängt werden, sodass Bären nicht dran kommen. Ansonsten gibts nächtlichen Besuch ... und Tatsache: der Beutel hing am nächsten Tag sogar noch da :) Fürs Aufhängen hab ich in dem sch*** Tannenwald übrigens ne gute halbe Stunde gebraucht, aber mir lag was an meinem Essen.

Und dann kamen auch schon die Gewitterwolken näher ... eig gut, dass ich die andere Tour nicht machen konnte: die Route lag fast den ganzen nachmittag und abend im Regen. Ich war so ziemlich am einzigen Berg, der Sonne hatte :) Aber spät abends nieselte es dann doch ein wenig - zum Glück nur, zunächst hatte ich nämlich doch etwas Angst mit meinem kleinen Stofffetzen an Zelt in ein Gewitter zu geraten. Hatte schon Vorkehrungen wie Beschwerung mit Steinen, hinter Büsche ziehen etc begonnen und fragte mich, ob ich gegen Blitzschlag gut positioniert bin.... Zum Glück ist es beim bissl zittern geblieben.

Schlafen konnte ich nur mäßig gut, jedes kleinste Knacken und Rascheln hat mich aufschrecken lassen. So ganz Geheuer ist das allein im Wald mit Bären (ein Puma war angeblich auch in der Gegend) usw nicht gerade. Doch sowohl ich als auch mein Futter haben den nächsten Tag erlebt :)



















27.7.12:
Der restliche Aufstieg mit frischen Kräften war kein Problem - meist sogar im Schatten. Oben eine tolle Rundumsicht! Besonders interessant ist, die Regenwolken zu sehen - wieder regnete es an meiner ursprünglichen Route. Oben habe ich Bergziegen, Erdhörnchen und  Mohrhühner gesehen. Und dann der Abstieg ...

Er begann schon merkwürdig, da der Weg 50m tiefer an einer extrem (!) steilen Klippe endete (ca gute 500m fast gerade runter). Aber man konnte 200m tiefer einen anderen Weg sehen, der abwärts führte (und der auch zu der kurzen Wegbeschreibung passte). Der Abstieg über eine steile Wiese entlang besagter Klippe war schon recht abenteuerlich, da man teilweise wirklich direkt an der Kante entlang hangeln musste (mit Rucksack!).

Doch dann war der Weg erreicht und ich dachte, der schwierige Teil sei geschafft. Doch irgendwie muss ich den Abzweig verpasst haben - einen sehr steilen Abstieg über Geröll angeblich. Wie gesagt: nicht so toll markiert der Weg. Ich bin weiter einen flachen Weg der hinab führte; ich dachte mir: hey ist doch super dass es auch einen flachen Abstieg gibt (Richtung stimmte) :)

Und dann auf ca. der halben Höhe (ich schätze 500-600m über Parkplatz): Ende! Eindach so - Wendekreis und Ende.

Ich hatte nur noch 200ml Wasser dabei ... zu wenig, um nochmal einen größeren Aufstieg zu wagen. Ein Trampelpfad führte weiter hinab, den ich etwas besorgt aber glücklich folgte. Er war aber nur sehr schmal und mehrmals kam ich an Stellen, wo es so aussah, als ginge es nicht weiter.

In diesen Momenten musste ich echtes "Pathfinding" vollführen ... offene Stellen wie Wiesen oder Geröllstücke von oben erspähen und dorthin absteigen. Denn im Wald war absolut kein Durchkommen. Zu dicht und unübersichtlich - den Versuch hatte ich schon nach 10m aufgegeben. Tatsächlich fand ich immer wieder diesen Pfad der zügig bergab führte - auch wenn es immer abenteuerlicher wurde ... es wurde steiler und schroffe Klippen immer näher an allen Seiten.

Und schließlich auf 250-300m: Endstation. In winzigen Terassen von zunächst 5-15m Höhenunterschied, dann aber von oben einsehbar noch steiler ging es hinab. In dem Moment hatte ich schon ziemlich Panik, wie ich hinunter kommen soll. Ein erneuter Aufstieg von fast 1km war nun nahezu unmöglich. Ein weiter nach unten ebenso.

Der Trampelpfad waren übrigens Tierwege, auch wenn ich fest davon überzeugt war immer wieder Schuhabdrücke gesehen zu haben.

Meinen einzigen Ausweg sah ich auf der anderen Seite einer tiefen Schlucht. Ich war fast genau auf Höhe eines Wasserfalls (oben) am Eingang der Schlucht. Auf der anderen Seite konnte ich sehen, dass ich wenn ich etwa 100m seitlich oberhalb der Kliffkante antlang gehe, ein relativ seichter Abstieg durch den Wald die verbleibenden 250m Höhenmeter machbar sein müßte. Eine andere Chance hatte ich nicht - auch wenn die Probleme mannigfaltig waren.

Das Kraxeln entlang der Klippen in steilem Geröll war selbst für mich grenzwertig. Machbar - ja. Aber da war jeder Schritt wohl überlegt. An der Wasserfallkante hab ich mir erstmal 1l Wasser nachgefüllt, da ja nicht klar war, ob ich den Abstieg an diesem Tag noch schaffen würde.

Danach besagte 100m auf der anderen Seite wieder die Klippen entlang ... da waren wieder Tierwege - zum Glück, so gab es wenigstens einen Pfad durch den Wald. Schließlich habe ich die Stelle erreicht, wo ich wusste, dass keine Klippen mehr kommen bis unten.

Der Abstieg durch den Wald war anfangs immer noch sehr steil, dann aber zunehmend nur noch steil ;) Zum Glück war es größtenteils Laubwald auf dieser Höhe. Die wenigen Tannen sind fieß - dicht und reißen einem die Haut auf.

Der Abstieg war brachial - ich habe geschwitzt wie sau. Es war ein Stolpern, Rutschen, Balanciern ... das ist ja kein Wald wie bei uns. Da liegt der Boden 20cm hoch mit "Zeug" voll. Gräser, Büsche, gefallene Bäume und Äste, Löcher, Steine, ... Ich hab zwar auch noch gerufen wegen der Bären, aber ich habe eh einen Krach gemacht wie eine abgehende Lawine als ich mich durchs Dickicht gemäht habe. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich dann tatsächlich die Straße erreicht!

Nun komme ich gerade aus dem Schwimmbad, denn ne Dusche musste jetzt wirklich sein - ich glaub ich sah aus wie ein Waldschrat.

Also, so viel Abenteuer muss dann nun doch nicht sein. Meine Dosis Übernacht-Wanderungen ist kurzfristig erstmal wieder gedeckt ;)
























Hier ein paar Bilder vom Abstiegspfad, teilweise für mich zur Orientierung gemacht von Berghängen, die ich später selber nicht mehr einsehen kann. Das erste zeigt den Gipfel (roter Pfeil) bzw. da wo man über die Wiese am Hang entlang musste. Die rote Linie ist meine Route gewesen.
Auf dem zweiten sieht man wieder den Gipfel (kleiner Pfeil). Das war die Stelle, wo ich ein wenig Bedenken ob der steilen Abhänge entlang meines Abstiegs (großer Pfeil) bekam.
Das dritte zeigt die Stelle, wo es endgültig nicht mehr weiter ging. Auch sieht man den Highway unten, wo ich hin musste.
Das letzte zeigt meine Route entlang der Klippen über den Wasserfall. Das war der brenzligste Teil - rüber auf die andere Seite, wo weiter links dann der "seichte" Waldhang war.




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow!
Wie aufregend, so ein Erlebnis mit einem Bären.
Ich hätte gar nicht gewußt, wie ich reagieren soll.
Alexa grüßt beeindruckt

Anonym hat gesagt…

Oh man, paß bloss auf Dich auf!!!!!

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß und möchte, wenn Du wieder da bist eine Fotoshow sehen. Die Bilder sind voll toll.

LG
Tanja