Mittwoch, 20. November 2013

Familie in Baños
























Mit der Familie habe ich hier wirklich Glück gehabt: Ich bin bei einem recht jungen Paar untergekommen, mit 3 erwachsenen Kindern (22-26), die noch bei den Eltern leben. Die Großeltern (und ich glaube die Urgroßeltern auch) leben im selben Komplex, quasi in Nebenhäusern. Sie sind wirklich super nett, herzlich und freudige Menschen. Einen Hund und eine Katze gibt’s auch.

Alle (außer die Haustiere) sind übrigens Zeugen Jehovas und es hat auch schon ein paar lebhafte Diskussionen zum Thema Bibel und Glauben gegeben. Sie sind dabei aber überhaupt nicht aufdringlich, sondern einfach Menschen, die fest an die Bibel und ihre Lehren glauben. Und sie richten ihr Leben an dieser Moral aus – was sie zu den herzlichen und offenen Menschen macht, die sie sind. Eine der Diskussionen zum Thema ob es intelligentes außerirdisches Leben gibt, endete übrigens mit meinem Vorschlag, das Gespräch in 30 Jahren fortzusetzen – dann mit einem Außerirdischen am Tisch (allgemeines Gelächter in der Runde) :)

Jeden Mittwoch gibt es auch eine Bibellesung mit der ganzen Familie. Ich habe beim letzten Mal auch teilgenommen und man bespricht eine Stunde lang ein Kapitel und interpretiert die Lehren und Aussagen für das eigene Leben. Außer, dass sie die Evolutionstheorie leugnen, kann ich daran auch nichts Schlechtes finden. Die Chemie in der Familie und zu Freunden und Fremden ist jedenfalls ein Vorbild.

Englisch kann in der Familie übrigens keiner. Das ist auch meine Erfahrung – außerhalb der Tourismus-Industrie sind Englisch-Kenntnisse kaum vorhanden.
 

Dienstag, 19. November 2013

Sprachschule in Baños

Ich war 8 Tage in einer etwas unbekannteren Sprachschule in Baños (normalerweise gehen die meisten zu Mayra`s, aber ich war bei Raices) für ingesamt 26h Einzelunterricht. Ich hatte auf 3h täglich reduziert, nachdem ich gemerkt hatte, dass der Lehrer praktisch nur Konversation macht und keine Grammatik oder Übungen o.ä. Und 4h lang konzentriert zuhören am Stück ist zuviel.

Damit ist auch schon der Nachteil und Vorteil der Schule genannt: Für das üben von Hörverständnis und Sprachvermögen gut geeignet, für Grammatik weniger. Es scheint auch kein Arbeitsmaterial zu geben. In Quito gab es von der Schule Guayasamin wirklich exzellente Lehrbücher die der Eigentümer selbst geschrieben hat.

Da ich aber den größten Teil der Grammatik in Quito schon gelernt hatte, war das gar nicht so schlimm. Mein Hörverständnis hat sich nochmal stark verbessert. Es reicht zwar immer noch nicht um das Alltags-Spanisch unter Jugendlichen z.B. am Mittagstisch zu verstehen (die sprechen leise, schnell, nuscheln, wechseln oft die Themen, etc.), aber einer „normalen“ Konversation zu einem Thema kann ich inzwischen ganz gut folgen.

Trotzdem kam am Rand und während der Gespräche auch noch die fehlende Grammatik dran, sodass ich inzwischen eigentlich die gesamte Theorie beherrsche: alle Zeiten (Futur, Präsens, Indefinido, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt – Spanisch hat eine Vergangenheit mehr), indirekte Rede, Passiv, Konditional und selbst das dem Spanischen eigene Subjuntivo. Was fehlt ist das Sprechvermögen, was immer noch recht rudimentär ist.

Außerdem erzählt Marcelo nicht nur irgendwas, sondern hat äußerst interessante Fakten und Geschichten über Ecuador zu berichten: seine Politik, seine Geschichte und seine Legenden. Man erfährt so sehr viel über das Land aus erster Hand. Preislich unterscheiden sich die Schulen hier eh kaum und kosten meist $7 pro Einzelstunde.
 

Montag, 18. November 2013

Geschichte von Ecuador

Auch wenn ich hier wenig genaue Jahreszahlen und Namen wiedergeben kann (da ich nicht alle Details behalten habe), sind ein paar Geschichten zur Vergangenheit doch ganz interessant.

Bestimmend in den letzten 500 Jahren waren zum Einen die Ankunft der Spanier und zum Anderen die Kriege mit Peru. Die Incas spielen in beiden Fällen eine zentrale Rolle – klar, die waren ja schließlich zu der Zeit hier.

Anfangs gab es ein mächtiges Inca-Reich im Süden, in etwa dem heutigen Peru. Im Norden, dem heutigen Ecuador, gab es ein weiteres starkes Reich. Beide waren kriegerisch und haben in Reich in der Vergangenheit immer weiter ausdehnen können.  Doch dann herrschte ein Patt.

Bis der König des Südreiches sich in die Prinzessin des Nordreiches verliebte (klingt wie ein Märchen, aber laut Marcelo war es so) und diese als Nebenfrau nahm. Zumindest der Inca (der Anführer/Halbgott) hatte eine offizielle Hauptfrau aber daneben durchaus noch weitere Frauen. Der Sohn der Hauptfrau ist der rechtmäßige Erbfolger.

Nun zog der König aber zu seiner Nebenfrau im Norden in der Nähe des heutigen Quito und hatte mit dieser dort ebenfalls einen Sohn. Während dieser Zeit war das Reich vereint und es herrschte Frieden. Doch vor seinem Tod bestimmte er, dass das nun gemeinsame Reich zwischen seinem Sohn im Süden und dem im Norden (dessen Name war übrigens Atahualpa) aufgeteilt werden sollte.

Es brach natürlich Krieg zwischen den beiden aus, den zunächst der Norden gewann. Doch diese Teilung war die Saat für immerwährende Auseinandersetzungen in den letzten 500 Jahren zwischen den späteren Staaten Peru und Ecuador. Marcelo (mein Spanischlehrer) hat selber 3 Kriege mit Peru miterlebt. Besonders heftig waren die Zustände während des 2. Weltkrieges, als Ecuador rund die Hälfte seines damaligen Staatsgebietes an Peru verlor. Erst seit kurzem (max ein paar Jahre) ist die Grenze endgültig festgelegt und die Staaten arbeiten zusammen. Erst heute Stand in der Zeitung, dass neue Vereinbarung zum Stromnetz, Telefontarifen, neue Straßen und Entwicklungsprojekte im Grenzgebiet zusammen abgeschlossen wurden.

An dieser Stelle verknüpft sich die Geschichte mit der Ankunft der Spanier um 1500. Ich glaube es war etwa um 1533/34 als die Spanier Jagd auf eben diesen Atahualpa machten, um das Inca-Reich zu unterwerfen. Dieser brannte die Hauptstadt der Inca nieder, vergiftete das Wasser, schickte sein Volk in die Berge in die Flucht und versteckte dort auch das Gold und die Schätze. Warum ein kriegserprobtes Millionenvolk so vor 250 Spaniern einknickte erkläre ich gleich noch.

Er stellte ein Heer auf, wurde jedoch schließlich von den Spaniern besiegt. Er und die Überlebenden des Heeres wurden lebendig verbrannt. Diese Stelle befindet sich heute in Quito.

Doch warum haben sie die Inca nicht stärker gewehrt ? Der Glaube der Inca besagt angeblich, dass die ganze Welt in einem 2000 Jahres Rhythmus verläuft und sich dabei jeweils 500 Jahre Licht und 500 Jahre Dunkelheit abwechseln (warum das dann kein 1000 Jahres Rhythmus ist, konnte er mir nicht sagen). Nun denn, jedenfalls war zu dieser Zeit 500 Jahre Herrschaft und goldene Zeiten der Inca vorbei und man sah in den Fremden das Zeichen für den Anbruch der 500 Jahre Dunkelheit und hat sich so in sein Schicksal ergeben.

Nach diesem Glauben sind die dunklen 500 Jahre in den letzten 90ern abgelaufen und nun herrscht wieder die Zeit des Lichts. Tatsächlich erlebt die indigene Bevölkerung seit kurzer Zeit einen Aufschwung an Einfluss und Macht. Was vorher undenkbar war, ist nun Realität: viele Bürgermeister werden von indigenen Leuten gestellt, ein indigener war Präsidentschaftskandidat, im Parlament sitzen etliche von indigener Abstammung (übrigens in ihrer traditionellen Kleidung mit Poncho, Sombrero, etc.) und ich glaube Bolivien hat sogar einen indigenen Präsidenten. Die Unterdrückung hat wohl spürbar nachgelassen.

Was hieran Glaube, Märchen oder Fakt ist, muss jeder selber recherchieren. Doch so wird es hier erzählt und so glaubt man. Ohnehin hat der Glaube in Südamerika ja sowieso einen extrem hohen Stellenwert. Hier ist eigentlich fast jeder sehr religiös.

Wenn es um Geschichte in Südamerika geht, ist die Zeit um 1820 ebenfalls eine sehr einschneidende Phase gewesen. Dies war die Zeit von Bolivar und dem Versuch ein Großreich „Großbolivien“ zu gründen, welches aber nach ein paar Jahren wieder in die heutigen Staaten zerfiel. Doch zu den Details bitte Wiki befragen ;)
 

Samstag, 16. November 2013

Dschungel



























Dieses Wochenende habe ich einen Ausflug in den Dschungel bei Puyo gemacht. Das liegt etwa 60km östlich von Baños. Allerdings handelt es sich teilweise nur um sekundären Regenwald und es gibt auch kaum Tiere. Für „echtes“ Regenwald-Feeling muss man viel weiter in den Nordosten oder ganz in den Osten. Dafür muss man aber mindestens 3-4 Tages-Touren ansetzen.

Nach ca. 3h Vorbereitungen und Anfahrt (eig hätten 1,5h gereicht) haben wir ein Affengehege und ein indigenes Dorf besucht, eine Kanufahrt und einen Spaziergang durch den Dschungel gemacht und schließlich ein Bad im Fluss genommen. Dann war der erste Tag auch schon rum. Ich war der einzige, der einen weiteren Tag gebucht hatte und rückblickend war das wohl auch ein Fehler.

In der Hütte, wo ich einquartiert war, war auch eine 25-köpfige Studentengruppe der Universität Ambato. Die haben die ganze Nacht durchgefeiert und an schlafen war deshalb kaum zu denken.

Am nächsten Tag haben der Guide Maria und ich eine längere Tour von gut 3 Stunden durch den Dschungel gemacht. Das war durchaus interessant, aber auch irre anstrengend bei der schwülen Luft die Hügel rauf und runter zu gehen. Meine Syntetic-Kleidung war da sehr hilfreich ;)

Die Rückfahrt war dann aber wieder die Hölle: Da keine weitere Gruppe am Sonntag ankam, war kein Auto verfügbar und wir mussten mit Bussen zurück nach Baños. D.h. 40 Min. auf den Bus warten, eine halbe Stunde im überfüllten Bus stehen, dann umsteigen und erneut 40 Min. warten, dann 1,5 Std. in einem extrem stickigen Bus auf kurvenreicher Bergstraße durch die Nacht. Hat ca. 4 Stunden gedauert statt normal max 2h.

An diesem Wochenende habe ich mir auch erneut die Frage gestellt, ob ich so wirklich durch Süd- oder Mittelamerika reisen möchte. Es ist mit irre viel Warterei verbunden und man ist in den strengen Zeitplan der Veranstalter eingebunden. Kaum Zeit für Fotos, wenig Ruhe da man ja in einer Gruppe unterwegs ist, etc. Irgendwie ist das nix für mich – da denk ich doch mit Sehnsucht an meine genüsslichen Touren in Nordamerika und Ozeanien zurück. Wenn die passende Infrastruktur und Karten verfügbar sind, ist diese Art des Reisens einfach unschlagbar.
 

Freitag, 15. November 2013

Richtung Puyo im Oriente






















Heute habe ich einen Fahrradausflug von Baños Richtung Puyo gemacht. Die Straße geht fast nur bergab und man merkt, wie man dem Amazonasbecken mit jedem Kilometer näher kommt. Es wird stetig wärmer und feuchter. Eine empfehlenswerte Tour für nur 5-7$. Unterwegs kann man auch an mehreren Stellen sog. "Canopy" machen und unter einem Seil aufgehängt über eine Schlucht rutschen - bis zu 1km lang!

Es wird einem übrigens gesagt, dass man mit einem Bus leicht zurückkommt. Allerdings hab ich keinen Bus gesehen, der ein Fahrrad mitnehmen könnte und alle Busse die ich angewunken habe, sind auch einfach durchgefahren. Erfolgversprechender sind diverse Pickup-Trucks die die Route zurück nach Baños fahren. Sollte nur wenige Minuten dauern, bis man ein passendes Fahrzeug findet. Anschließend 1-2 Dollar Trinkgeld geben und alles ist gut ;)

Donnerstag, 14. November 2013

Politik in Ecuador

In der Sprachschule erfahre ich unheimlich viel über die Geschichte, Kultur und Politik Ecuadors. Mein Lehrer erzählt täglich stundenlang – zuerst war ich etwas enttäuscht, dass wir keine neue Grammatik oder Übungen machen, aber inzwischen zahlt sich das aus: mein Hörverständnis hat sich nochmals deutlich verbessert. Ich verstehe deutlich über 90% was er sagt auf Anhieb, nur einige Wörter müssen manchmal erklärt werden. Und das obwohl das Tempo zwar nicht schnell aber auch nicht speziell langsam ist. Aber nun zu Ecuador:

Zunächst habe ich die ecuatorianische Sicht der Dollarisierung im Jahr 2000 erfahren. Bisher hielt ich diese für die Lösung der wirtschaftlichen Probleme und der Inflation Ende der 90er. Doch Marcelo hat mir erzählt, dass im Zuge der Währungsreform der Umtauschkurs von Sucre auf Dollar nur gut 20% des vorherigen Wertes war. Somit haben die Leute fast 80% ihres Ersparten verloren. Ebenso durfte 1 Jahr lang kein Guthaben von den Banken abgehoben werden. Somit verfügten die Leute über kein Geld um Dinge zu kaufen, worunter die gesamte Wirtschaft natürlich gelitten hat. Viele lokale kleine Banken sind bankrott gegangen – wer Pech hatte und sein Geld dort angelegt hatte, hat alles verloren. Die ausländischen Großunternehmen hingegen haben 2 Tage Vorwarnzeit bekommen und konnten den größten Teil ihres Geldes vorher außer Landes schaffen. Es war eine harte Zeit und viele hegen den Wunsch in Zukunft wieder eine eigene Währung zu haben. Der Präsident, der die Währungsumstellung zu verantworten hatte, wurde übrigens aus dem Land gejagt.

Die Präsidenten teilen übrigens ein gemeinsames Schicksal: vor dem aktuellen Präsidenten Correa hat es in den Jahrzenten davor kein Präsident geschafft, eine Amtsperiode zu Ende zu führen. Correa ist inzwischen in seiner dritten Periode. Lange konnte ich nicht verstehen, warum er trotzdem so unbeliebt ist. Fast jeder mit dem ich sprach, sagte mir „ja er hat viel Gutes getan, aber eigentlich mögen wir ihn nicht“.

Denn die Verbesserungen im Land sind – gemessen an europäischen Politikern – überwältigend: Der Straßenbau wurde massiv voran getrieben. Es gibt mehr Straßenverbindungen als früher und sie sind in sehr gutem Zustand. Die Infrastruktur Ecuadors ist bedeutend besser als im südamerikanischen Ausland.
Ferner wurde das Bildungssystem revolutioniert. Früher hatten die meisten Lehrer 3 oder sogar 4 Jobs und rotierten täglich zwischen mehreren Schulen, da auch die Schulzeiten sich über den ganzen Tag verteilen konnten. Die Schulbücher waren aus den 60ern. Heute ist Schule immer vormittags, die Regierung bestimmt, zu welcher Schule ein Schüler geht und auch an welcher Schule ein Lehrer arbeitet. Gleichzeitig wurde das Gehalt verbessert. Schulbücher wurden neu angeschafft und sind heute umsonst. Ein gravierender Nachteil jedoch ist, dass es Eignungstests fürs Studium gibt, die nicht nur entscheiden, ob man studieren darf, sondern auch WAS! Wenn der Fragebogen ergibt, dass man Lehrer werden sollte, dann MUSS man Lehramt studieren. Nur wenn man an eine private Hochschule geht (welche natürlich teuer ist) kann man frei wählen. Das sorgt natürlich für extremen Verdruss bei den Leuten. Der Beruf des Lehrers wurde jedoch stark aufgewertet und ist heute einer der bestbezahltesten im Land. 

Weitere Reformen wurden bei der Polizei vergenommen: Früher verdienten Polizisten sehr wenig und haben sich durch Korruption ihr Gehalt aufgebessert (z.B. willkürliche Verkehrsstrafen). Correa hat das Mindestgehalt von $380 auf $800 mehr als verdoppelt, dafür aber einige Privilegien gestrichen. Dies führte übrigens 2010 zu einer beängstigenden Eskalation. Weil viele in der Polizei ungebildet waren, etliche sogar nicht einmal lesen konnten, glaubten sie Gerüchten der Opposition, dass sie vom Präsidenten mit dem neuen Gesetz übervorteilt würden, und als dieser sich zu einer Kundgebung bei ihnen befand, wurde er von der Polizei als Geisel genommen. Erst eine militärisch Eingreiftruppe konnte ihn später gewaltsam befreien. Bei diesem Ereignis, welches heute als 30-S „treinta-Esse“ (30.September) bekannt ist, starben 5 Personen. Letztendlich wurde das Gesetz verabschiedet und die Aufnahmebedingungen für Polizisten extrem verschärft (und 250 korrupte entlassen), sodass die Polizei heute wesentlich professioneller ist.

Weitere Änderungen betrafen das Gesundheitssystem: viele Dienstleistungen besonders für Arme sind heute umsonst – selbst Operationen von mehreren 1000 Dollar müssen nicht bezahlt werden, Medikamente sind frei.

Das Geld für all das (denn in Ecuador beträgt die Steuer nur 12%) kommt daher, dass die Steuer heute wesentlich stringenter eingetrieben wird – und zwar besonders von den Reichen und Großunternehmen. Viele internationale Konzerne haben früher eine doppelte Buchführung betrieben und einen speziellen Report für Steuerzwecke erstellt. Der sah natürlich immer so aus, dass kaum Steuer fällig wurde. Dies hat die Regierung unter Correa geändert und viele Unternehmen des Landes verwiesen (wie z.B. den Chevron Konzern, mit dem heute noch gerichtliche Auseinandersetzungen über Milliardenzahlungen laufen).

Und schließlich noch eine Neuerung – interessant besonders im Lichte der aktuellen Diskussion um Managergehälter: Als aller erstes Gesetz (noch am Tag seiner Vereidigung) wurde ein Gesetz verabschiedet, welches besagt, dass absolut niemand im Lande ein höheres Gehalt als der Präsident verdienen darf. Das zweite Gesetz lautete: Das Präsidentengehalt wird ab sofort halbiert und beträgt heute $4000 pro Monat. So was ist konsequent.

Was die Leute bei all diesen Verbesserungen jedoch beunruhigt ist, dass die Macht des Präsidenten wächst und sie diktatorische Verhältnisse befürchten. Der Einfluss der Regierung auf die Medien ist sehr stark (Erinnerungen an Italien werden wach). Es gab Vorkommnisse von Medienschließungen bei „unpassender“ Berichterstattung. Und jeder Radio- und Fernsehsender ist verpflichtet jeden Samstag eine Ansprache des Präsidenten zu übertragen. Viele erwarten auch eine Verfassungsänderung, die eine bisher ausgeschlossene vierte Amtszeit ermöglicht.

Interessant ist auch, dass Ecuador unter Correa den USA die Stirn geboten hat. Sie haben ja Julian Assange die Staatsbürgerschaft gewährt (beinahe auch Snowden) und sogar den amerikanischen Botschafter des Landes verwiesen.

Eigentlich wollte ich auch noch was zur Geschichte geschrieben haben, aber ich will den Artikel nicht überstrapazieren ;)
 

Dienstag, 12. November 2013

Baños



















Ich bin nun seit einigen Tagen in Baños, einen kleineren 20.000 Einwohner Dorf etwa 170km südlich von Quito. Dort kommt man recht einfach mit dem Bus hin - kostet nur $3,50 und dauert 3-3,5 Stunden. Allerdings gibt es noch eine bessere Verbindung, falls man direkt vom Flughafen in Quito nach Baños möchte (oder umgekehrt): die Buslinie "Expreso Baños" fährt für $4 zwischen Ibarra (nördl. von Quito) nach Baños und durchquert dabei den Ort Pifo, der nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt ist. Er macht dort auch einige Zeit Pause, sodass man den eigentlich nicht verpassen kann. Zwischen Pifo und Flughafen nimmt man dann ein Taxi für wenige Dollar. Dürfte insgesamt nur 4,5h dauern. Durch den Verkehr in Quito und 2x umsteigen dauert mind. 7-8h und ist überfüllt (Probleme mit Gepäck etc).

Es ist ein recht bekanntes Touristen-Nest, jedoch ist im Moment Nebensaison, deshalb sind nur wenige Touristen hier. Zum Glück ist der Oktober schon rum, denn dann ist hier jeden Tag Parade, Feuerwerk und Remidemmi. Berühmt ist der Ort eigentlich für seine Thermalbäder, außerdem gibt es einen aktiven Vulkan (Tungurahua) direkt nebenan. Hauptsaison sei hier zwischen Juni und August, sagte man mir - komischerweise sei dies auch die schlechteste Reisezeit, da dann Regensaison ist ...

Baños liegt nur auf 1800m, aber viel wärmer als in Quito ist es trotzdem nicht. Morgens regnet es eigentlich immer, aber im Verlauf des Vormittags hört es dann auf und nachmittags ist es meist sonnig oder nur mäßig bewölkt. Eigentlich ganz passabel. In der Sprachschule sagte man mir aber, dass es zu anderen Jahreszeiten eher "europäisch" regnet, also Nieselregen den ganzen Tag. In Quito ist es eher 1-2 Stunden Platzregen am Nachmittag, aber dann ist auch Ende.

Ich habe Baños gewählt, weil es hier Wandermöglichkeiten in unmittelbarer Nähe gibt. Und tatsächlich: der Ort liegt praktisch vollkommen umgeben von (niedrigen) Bergen. In allen Richtungen gibt es Wege, die auch ziemlich gut ausgeschildert sind. Also für eine Woche hat man hier genug zu wandern ohne einen Bus zu benötigen.

Ferner kann man Fahrräder mieten und die Straße Richtung Puyo (in den Dschungel im Oriente) fahren. Und schließlich gibt es noch Tages- oder Mehrtages-Ausflüge in den Dschungel. Einen solchen versuche ich am Wochenende zu machen.
 

Freitag, 8. November 2013

Spanisch nach 2 Wochen

Nach inzwischen fast 2 Wochen zeigen sich erste Erfolge. Meine anfängliche Sprachblockade löst sich etwas und es gelingt mir mehr und mehr auch kompliziertere Sachverhalte irgendwie in Worte zu fassen. Es beginnt das Denken in Spanisch ohne Zuhilfenahme von Deutsch. Es ist erst ein zartes Pflänzchen aber es beginnen einige Mauern langsam zu fallen. Am meisten hat sich noch mein Hörverständnis verbessert. Und selbst Zeitung lesen geht bei vielen Artikeln schon ganz passabel.

Auch die theoretischen Grundlagen sind schon recht weit fortgeschritten. Inzwischen geht es schon um so Feinheiten wie die Wahl der korrekten Vergangenheitsform, indirekte Rede, Imperativ etc. Ich bin inzwischen doch recht guter Dinge, dass ich nach den 3,5 Wochen ein akzeptables Niveau erreicht haben werde. Es geht halt nicht über Nacht. 1-2 Monate muss man da schon ansetzen.

Sehr schön fand ich auch so Kleinigkeiten wie als mich ein Schulkind angesprochen hat und ich tatsächlich ein paar Sätze austauschen konnte. Oder als ich an der Bushaltestelle die Verkäuferin nach den Busverbindungen fragen konnte. Das ist es was ich meinte: Man fühlt sich gleich irgendwie zugehörig und nicht als Ausländer, der als Fremder nichts versteht oder nur eine den Leuten selbst fremde Sprache spricht. Für mich ist das Sprechen der Sprache einfach eine Grundvoraussetzung fürs Reisen im Land.

Dienstag, 5. November 2013

Leute

































Die Leute in Ecuador sind sehr freundlich. Sei es meine herzliche Gastfamilie, meine geduldige Spanisch-Lehrerin, oder Bedienungen; bisher waren alle sehr zuvorkommend. Besonders von der Spanisch-Lehrerin und der Familie erfahre ich auch eine ganze Menge über das soziale Leben.

Als meine Lehrerin jung war, gab es in ihrem Dorf noch keinen Strom. Sie fährt jeden Tag jeweils 1,5h hin und zurück zur Arbeit. Es ist normal, dass Kinder ihre Eltern siezen, erst neuerdings gerät das aus der Mode. In der Schule tragen alle Schüler eine Uniform, damit die sozialen Unterschiede nicht erkennbar sind.

Letzte Woche gab eine Feier (Día de los Muertos – Tag der Toten), in der weite Teile der Familie zusammenkommen; es wird gebacken, gegessen und erzählt. Bei uns waren bestimmt ein Dutzend Gäste. Die Eingeborenen feiern dieses Fest oft auf dem Friedhof und essen dort zusammen mit den Verstorbenen.

Seit ein paar Tagen geht es der Mutter meiner Gastmutter immer schlechter, die seit 9 Tagen im Krankenhaus liegt. Es sieht so aus als wenn sie in den nächsten Tagen sterben wird. Verständlicherweise ist die Familie daher oft sehr traurig. Es kommen manchmal Verwandte und man weint zusammen im privaten, dennoch sind alle anschließend wieder fröhlich in der "Öffentlichkeit". Es sind, scheint mir, emontionalere Menschen als wir. Bemerkenswert ist zudem der Umgang mit dem Tod. Da es der 87jährigen immer schlechter geht, werden sich alle Familienmitglieder morgen treffen und wohl entscheiden, ob sie die Geräte abstellen lassen. Ein solches humanes Vorgehen, über welches bei uns jahre- und wohl jahrzehntelang diskutiert und unter Strafe gestellt wird, scheint hier ganz selbstverständlich.
 

Montag, 4. November 2013

Ausflüge um Quito























Am Wochenende habe ich 2 Ausflüge gemacht – am Samstag auf den „Hausberg“ von Quito und am Sonntag zu einem Kratersee nach Quilotoa. Beides sehr extrem anstrengend.

Zum Hausberg fährt eine Seilbahn (Teleférico) auf ca. 4100m von wo aus man auf einem anfangs mäßig später sehr steilen Weg bis zum Gipfel auf ca. 4700m wandern kann. Ich habe den Aufstieg versucht und musste erst nur 50m unter dem Gipfel abbrechen. Allein dahin zu kommen war höllisch schwer. In dieser Höhe fehlen bereits 45% von Druck und Sauerstoff, es dürften dort etwa 550 hPa herrschen. Jeder Höhenmeter muss erkämpft werden und mehr als 3-5 Höhenmeter am Stück schafft man gar nicht, dann ist wieder Luftholen angesagt.

Die Sicht war OK, wenig Wolken aber recht diesig. Trotzdem konnte man einen Eindruck von oben auf das Hochtal bekommen und die dichte Bebauung bestaunen, in der etwa 2,5 Mio Menschen leben.
Und mit dieser Tour habe ich nach dem Mauna Kea (Hawaii, 4200m) hier einen neuen Höhenrekord mit 4650m aufgestellt. Man kann auch Touren auf den Chimborazo buchen und auf 5900m klettern. Aber nach meinen Erfahrungen im 4000er Bereich muss das echt nicht sein.

Am Sonntag ging es zum Kratersee Quilutoa. Schon die Hinfahrt dauerte 3,5h, durch einen Stau auf dem Rückweg waren es dann insgesamt gut 8h Fahrtzeit für knapp 2h wandern. Grausam. Den See selber fand ich auch wenig bis gar nicht spektakulär. War halt ein See in karger Landschaft.

Das ist auch insgesamt mein Eindruck bisher: Die Landschaft in diesem Teil der Anden ist recht karg und trocken. Nicht wüstenartig aber eben auch so gut wie gar nicht „frisch“. Wenig Wald, trockenes grün-braun. Wenig variationsreich. Weiter südlich (Peru etc) soll es noch trockener sein, in Kolumbien hingegen deutlich waldreicher. Das deckt sich auch mit Satellitenbildern von Südamerika.

Natürlich habe ich bisher erst einen winzigen Teil des Landes gesehen – Costa und Oriente kenne ich noch gar nicht. Dennoch bin ich bisher wenig begeistert – wenn ich an meine Erfahrungen in Australien und besonders in Nordamerika zurückdenke, war dort das landschaftliche Paradies.

Die letzten 1,5 Wochen werde ich in Baños verbringen, etwa 100km weiter südlich. Von dort kann man Ausflüge in den Regenwald im Oriente machen. Mal schauen, ob mir das besser gefällt. Doch schon jetzt bezweifle ich, dass ich im Januar nach Ecuador zurückkehre, sondern wahrscheinlich eher nach Costa Rica.
 

Freitag, 1. November 2013

Sprachliche Fortschritte






























Die erste Woche Unterricht ist nun vorüber und die Dinge haben sich schon deutlich gebessert. Nach etwa 4-5 Tagen bin ich nun erstmals wirklich hier angekommen. Während ich die ersten 3-4 Tage praktisch nur in der Schule und im Bett verbracht habe, ist inzwischen alles nicht mehr so fremd und auch die Abgeschlagenheit ist verschwunden. Nun kann ich nachmittags auch mal ein wenig spazieren gehen in der Stadt und freue mich auf die Wochenendaktivitäten.

Mit der Sprache klappt es auch schon viel besser. Meine Sprechfähigkeit ist zwar noch immer miserabel aber Konversationen kann ich inzwischen gut folgen. Nachdem ich nun nicht mehr alles übersetzen muss, sondern dem Inhalt direkt im Spanischen folgen kann, ist es auch wesentlich weniger anstrengend. Spanisch wird langsam „normal“ für mich.

Dennoch werde ich meine Pläne nach jetzigem Stand ändern und die vollen 3 ½ Wochen in Quito in der Sprachschule bleiben. Die Sprache hat absolute Priorität – da muss ich Erkundungen und Rundreisen erstmal zurückstellen. Ich fühle mich einfach nicht wohl in einem Land zu reisen, dessen Sprache ich nicht fließend spreche.
 

Dienstag, 29. Oktober 2013

Spanischschule in Quito













Es sind nun 2 Tage um seit ich in Quito ankam – und es waren mit die anstrengendsten meines Lebens. Es kommt einfach so viel zusammen: die Reise mit über 15 Stunden Flug und Ankunft gegen Mitternacht tut schon mal einen Teil, dann die neue Umgebung in einem fremden Haus, die Stadt mit ihrem Trubel (ihr wisst ja vielleicht, dass ich Städte jeglicher Art eigentlich hasse), viele neue Leute und Begegnungen (soziale Kontakte kosten mich auch immer viel Kraft) und dann noch die Schwierigkeiten mit der Sprache. Wenn mir jemand eine Umgebung kreieren sollte, in der ich mich am unwohlsten fühlte, käme dies dem maximal möglichen schon recht nahe. Es ist unglaublich anstrengend und der erste Tag brachte mich schon fast zur Verzweiflung.

Aber da muss ich durch, wenn ich mir Spanisch erarbeiten will. Anders geht es nicht. Wenn mir diese Tage eines gelehrt haben, dann dass man eine Sprache nicht theoretisch lernen kann. Eigentlich läuft es sogar ganz gut, alle sagen dass ich wirklich gut spreche, aber leider bin ich Perfektionist (was mir im Leben schon viele Probleme verursacht hat – kaum ein Charakterzug macht unglücklicher als dieser). Dazu kommt noch, dass ich zusammen mit einem anderen Deutschen wohne, der schon deutlich besser spricht, was es für mich noch schwerer macht.

Dennoch, wie meine Lehrerin sagt, was ich durchmache sei völlig normal für die ersten Tage oder sogar Wochen. Dafür dass ich vorher nie wirklich spanisch gesprochen oder auch nur gehört habe, läuft es eigentlich recht gut. Wir unterhalten uns inzwischen sowohl im Präsens als auch in einer der Vergangenheiten (Indefinido). Aber es erfordert höchste Konzentration über Stunden hinweg.

Gestern war ich ein wenig in Quito spazieren. Auffällig ist, dass es einigermaßen hügelig ist – nicht ganz einfach wenn man auf 2800m über Meereshöhe einen längeren Anstieg hinlegen muss. Ferner ist es nicht wirklich sauber – zwar auch nicht total verdreckt, aber obwohl ich in einem recht guten und neuen Viertel lebe (barrio florestal) ist es für deutsche Verhältnisse schon etwas heruntergekommen. Und dann ist da der Verkehr: wenn es richtig voll wird auf den Straßen (habe aber noch keinen Stau gesehen) haben es Fußgänger schwer: Autos haben hier grundsätzlich immer und bedingungslos Vorfahrt! Es gibt zwar Zebrastreifen (allerdings kaum Ampeln), doch wird niemals ein Auto anhalten. Als ich vor einem Polizeiauto einen Zebrastreifen überquerte als dieses stand und gerade wieder anfahren wollte, wurde ich angehupt – von der Polizei! Hinzu kommen die Abgase - es sind weißgott keine chinesischen Verhältnisse, aber wenn man die Straßen entlang geht bekommt man besonders von den Bussen und Kleinlastern gefühlt ein paar Kilo Kohlenstoff in Staubform ab. Rußfilter gibt's hier sicher nicht.

Gestern und heute morgen war das Wetter übrigens sehr schön. Wie in den Büchern beschrieben milde 20-25 Grad. Heute nachmittag regnet es mal des öfteren – aber der November ist ja auch einer der regenreichsten Monate. Wenn es regnet, dann meist in Schüben, aber es regnet sich nicht so ein wie bei uns manchmal.

Die Sprachschule ist recht klein – nur ca. 10 Schüler – und bietet ab und an ein Nachmittagsprogramm. Heute war ich eine Stunde mit 3 weiteren Schülern in einer Salsa-Schule :-) Überraschenderweise habe ich mich gar nicht so dämlich angestellt und konnte sogar ziemlich gut tanzen. Das hat durchaus Spaß gemacht – ich hatte mit der Carolin aus Italien auch eine attraktive Tanzpartnerin ;)
 
Am Donnerstag geht es auf eine Fahrt zum Meerschweinchen essen und am Wochenende soll es eine Wanderung geben. Besonders über letztere würde ich mich natürlich sehr freuen.

Also: irgendwie ist es zum Verzweifeln aber da werd ich mich durchkämpfen. Gestern habe ich aber echt gedacht „Das kannst Du Dir wohl abschminken mit einer Reise durch Süd- und Mittelamerika“.
Es ist deutlich angenehmer eine Sprache zu können als sie zu lernen (Jens‘ Weisheiten Nr. 736).
 

Donnerstag, 15. August 2013

Südamerika

Die nächste Reise wird mich nach Südamerika führen. In vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes: eine neue Sprache, ein anderer Kulturkreis im Vergleich zu allen früheren Reisen, und nicht zuletzt ein anderer Zeitrahmen. Diesmal habe ich mehrere Jahre Zeit! Auch möchte ich diesmal versuchen, die Reisegeschwindigkeit deutlich zu senken und Ausschau nach Orten zu halten, an denen ein Verweilen lohnt.
Ende Oktober beginnt eine einmonatige "Vorerkundungsreise" nach Ecuador bevor es dann im Januar wohl endgültig dorthin geht. Aus theoretischer Beschäftigung mit Süd- und Mittelamerika erscheinen mir Ecuador, Costa Rica, Panama, Belize, Paraguay, Peru, Bolivien, Argentinien, Chile und Kolumbien als lohnenswerte Ziele. Doch eine vorgefertigte Route soll es diesmal nicht geben. Ich möchte mir den Verlauf noch offener halten, als bei meinen früheren Reisen.
Ich bin sehr gespannt wie es wird, da ich in Gegenden vorstossen werde, die mir völlig fremd sind. Deswegen schwingt auch eine gehörige Portion Mulmigkeit und Unsicherheit mit. Doch weiß ich, dass ich ein riesen Glück habe, ein Leben zu führen, in dem so eine Unternehmung möglich ist. Es nicht zu wagen, wäre mir selber gegenüber unverzeilich.